
Die jährliche GaLaBau-Fachtagung des Fachverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hamburg e. V. (FGL HH) ist seit fast vier Jahrzehnten Treffpunkt und Diskussionsplattform der Fachleute für Grün in Hamburg. Am 9. Februar kamen 170 Landschaftsgärtner und –architekten, Stadtplaner, Bauleiter und Unternehmer mit Vertretern aus der Wohnungswirtschaft, den Bezirksämtern, Behörden und der Politik bei der Tagung in der Handwerkskammer Hamburg zusammen. Im Fokus der Fachvorträge standen neben dem Klimaschutz und der grünen Stadtentwicklung auch die Neufassungen der Ersatzbaustoffverordnung und des Bundes-Bodenschutzgesetzes, die Rolle des Garten- und Landschaftsbaus im nachhaltigen Regenwassermanagement, die Umwandlung von Schotterflächen sowie Baumunterpflanzungen mit Stauden und Saaten.
Ludger Plaßmann, Vorsitzender des FGL HH, betonte die tragende Rolle des Garten- und Landschaftsbaus und kritisierte die mangelnde Kooperationsbereitschaft der Politik in der Hansestadt. „Mit unserer Fachkompetenz sollten die landschaftsgärtnerischen Fachbetriebe gefragte Gesprächspartner bei hochaktuellen Themen wie Schwammstädte, Dach- und Fassadenbegrünung, Entsiegelung und Klimabäume sein. Die Garten- und Landschaftsbaubetriebe sind systemrelevant! Da finden wir es mehr als verwunderlich, dass in Hamburg ein Dialog mit der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft zur aktuellen Baumschutzverordnung nicht zustande kommt. Dieses Verhalten scheint sich generell in Politik und Behörden durchzusetzen. Da wird einfach von oben entschieden, Zuschüsse werden gestrichen, Leistungen umfinanziert, ohne in den Dialog zu treten und Herausforderungen gemeinsam anzugehen.“
Die Novellierung der Hamburger Baumschutzverordnung, so der Verbandsvorsitzende weiter, hätte zum Wohle der Hamburger Bäume angepasst werden können. Doch während der Sommerschnitt überall in Deutschland anerkannt werde, plane die Stadt Hamburg weitere hochbürokratische Antragsverfahren für diese Pflegemaßnahmen. Auch habe die Stadt Hamburg im Bereich Privatgärten nach wie vor die Nachpflanzlisten aus den 1990er Jahren nicht an die neuen klimatisch bedingten Anforderungen an Pflanzen- und Baumsortimente angepasst.
Senatorin Karen Pein: „Hamburg soll die ´Grüne Metropole am Wasser` bleiben!“
Karen Pein, Senatorin der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen leitete die Fachtagung mit einem Kurzvortrag zum Thema „Klimaschutz und grünes Bauen in der Stadt Hamburg“ ein und äußerte zu Beginn den Wunsch nach einem kontinuierlichen Dialog mit dem Garten- und Landschaftsbau: „Vielleicht müssen wir über ein Bündnis für Grün nachdenken, in dem wir uns regelmäßig austauschen. Für diese komplexen Themen braucht es einen angemessenen Gesprächsrahmen. Sie müssen Ihre Bedürfnisse artikulieren können und mit Ihrer Fachexpertise gehört werden!“ Stadtentwicklung, so Karen Pein weiter, habe die Aufgabe, für Gebäude, Pflanzen und Tiere gleichermaßen zu sorgen und dieses Zusammenspiel langfristig funktionsfähig zu halten.
Der Flächennutzungsplan in Hamburg sei hierfür die Grundlage. „Wir haben die Themen Klimawandel, Verkehrswende und demographischer Wandel. Das sind unsere Schwerpunktthemen. Mit dem Wohnungsbau in Hamburg entstehen, zum Beispiel im Pergolenviertel, neue Frei- und Grünflächen. Hamburgs Grün prägt entscheidend das Leben in unserer Stadt. Dementsprechend spielt die Bewahrung der Freiraumqualität für unsere Stadt- und Landschaftsplanung eine ganz zentrale Rolle, auch und vor allem bei den freiraumplanerischen Wettbewerben“, betonte die Senatorin.

Neue EBV und neues BBodSchV: „Der bürokratische Aufwand steigt deutlich!“
Auf die einleitenden Worte von Karen Pein folgte der Fachvortrag von Rechtsanwalt Holger Seit vom Landesverband Bayerischer Bauinnungen. Der Experte referierte zur neuen Ersatzbaustoffverordnung (EBV) und der ebenfalls novellierten Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV). Beide Verordnungen traten am 1. August 2023 in Kraft und lösten die bislang gelten Länderregelungen zur Verwertung von Bodenaushub und Bauschutt ab.
„Die Umsetzung der neuen Anforderungen stellt die Planer von Garten- und Landschaftsbaumaßnahmen und die Landschaftsgärtner vor große Herausforderungen“, sagte Holger Seit und gab anschließend einen kompakten Überblick zu den neuen rechtlichen Anforderungen an den Umgang mit Bodenaushub und an das Baustoffrecycling. Sein Fazit: „Der bürokratische Aufwand steigt deutlich. So müssen zum Beispiel alle mineralischen Bauabfälle nun vor jeder Verwertung auf Schadstoffe beprobt, chemisch analysiert, bewertet, klassifiziert, dokumentiert und nach Einbautabellen verwertet werden. Auch Betreiber von Zwischenlagern für Bodenmaterial müssen Annahmekontrollen durchführen und Bodenmaterial und Baggergut vor der Verwertung in einem technischen Bauwerk von einer Untersuchungsstelle prüfen, bewerten und klassifizieren lassen.“ Des Weiteren, so Seit weiter, gäbe es in der EBV nun komplett neue Klassifikationen und Einbautabellen für mineralische Ersatzbaustoffe sowie teilweise neue Einbauanforderungen und Schadstoffgrenzwerte in der BBodSchV. Für manche mineralische Ersatzbaustoffe bestehe ab sofort eine Anzeigepflicht bei Behörden und für alle Aufbereitungs- und Recyclinganlagen sei die Güteüberwachung seit dem 1. Januar 2024 verpflichtend.
Schottergärten und Baumunterpflanzungen: „Bäume sind keine Singles!“
Dr. Philipp Schönfeld, bis 2022 Arbeitsbereichsleiter urbanes Grün am Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau in Veitshöchheim, reiste aus Nürnberg zur GaLaBau-Fachtagung und hielt einen Vortrag zur Umwandlung von Schotterflächen und Baumunterpflanzungen mit Stauden und Saaten. Zu Beginn forderte der Pflanzenexperte zunächst eine exakte Begriffsdefinition: „Sogenannte ´Kies- und Schotterbeete` sind in Verruf geraten und inzwischen stellenweise verboten. Wichtig ist hier aber die Klärung der Begriffe. Leblose ´Schottergärten` ohne Bepflanzung sollten korrekterweise als ´Schotterflächen` – ohne den Zusatz Garten – bezeichnet werden. Denn Kies- und Schottergärten sind, wenn sie richtig verstanden und angelegt werden, artenreiche Pflanzungen aus Stauden und Gehölzen auf sandig-kiesigen Böden an trockenen und sonnigen Standorten“. Im weiteren Verlauf seines Vortrags erklärte Schönfeld, was bei der Bodenvorbereitung, Pflanzenauswahl und Pflege von Kies- und Schottergärten zu beachten ist, und leitete anschließend zum zweiten Thema über: Der sinnvollen Bepflanzung von Baumscheiben und Baumstreifen.